Paleo – Die No-Bullshit Ernährung

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Ernährung

Paleo – Die No-Bullshit Ernährung

Essen wie in der Steinzeit. Komplett so zu essen wie im Paläolithikum ist Schwachsinn. Sich aber an dem Essen der Ahnen zu orientieren, nicht so sehr.

Der Hintergrund von „Paleo" ist das Paläolithikum, also die Zeit der Jäger und Sammler—lange bevor wir Menschen angefangen haben, Tiere in Ställe zu sperren und Getreide in Monokulturen anzubauen. Das tun wir nämlich erst seit ca. 10.000 Jahren und das ist kurz im Vergleich zur Länge des Paläolithikums: Millionen von Jahren! Evolutionär gesehen ist es nicht möglich, sich in so kurzer Zeit genetisch an eine komplett andere Ernährung anzupassen.

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Komplett so zu essen wie im Paläolithikum wäre allerdings Schwachsinn und überholt. Unsere Böden sind völlig ausgelaugt, unsere Tiere ernähren sich zum größten Teil komplett anders und auch das Gemüse und Obst hat sich—vor allem durch menschlichen Einfluss—genetisch weiterentwickelt. Die Steinzeiternährung eins zu eins nachzuahmen, ist also genauso unmöglich wie lächerlich. Die Frage ist: Was kann man machen, um gesünder zu leben, heute, mit unseren Ressourcen? Dabei orientieren sich die Vertreter von Paleo an ihren evolutionären Wurzeln. Schaut euch um, prägt euch die leuchtenden Reklamen der low-fat Joghurts und die Anzeigen für die Fett-weg-Pille ein und fragt euch: Warum brauchen wir sowas überhaupt? Weil wir ein Überangebot haben. Weil Menschen in der Werbe- und Pharmaindustrie Geld verdienen wollen. Weil Angst der Konsumenten gleichzeitig Macht über sie bedeutet, und weil wir seit den Fünfzigern wie Zirkusäffchen auf Werbung anspringen. Eigentlich geht es in der Paleo-Essenz nur genau darum: Bullshit-Essen in bunten Verpackungen vermeiden und auf das Essen zurückgreifen, das unsere Urgroßeltern noch als Essen kannten. Selber kochen statt Fertiggerichte aus der Mikrowelle zu verspeisen. Das grobe Orientieren an unseren Vorgängern vor Millionen von Jahren hilft dabei, sich auch ohne großes Googlen und Nachlesen herzuleiten, was in die Paleoküche gehört und was nicht.

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Also, auch wenn das Einzige, was wir tatsächlich über Gesundheit und Ernährung wissen, ist, dass wir nichts wissen, tun wir jetzt trotzdem so, als ob:

Bye, bye Pizza, Pasta und Co.
In Weizenprodukten stecken Antinährstoffe, die unseren Körper daran hindern, wichtige Nährstoffe aufzunehmen und zudem unserem Verdauungstrakt schädigen können. Dadurch entstehen Entzündungen, die zu einer ganzen Latte an Erkrankungen führen können. Naturvölker, die sich heute noch wie damals ernähren, kennen weder Karies noch Gicht oder Bluthochdruck.

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Sugar, Honey, Honey
Zucker schädigt die Leber, das Herz-Kreislauf-System und verursacht Diabetes. Zudem macht Zucker dick. Damit scheiden so ziemlich alle verarbeiteten Produkte heutzutage aus. Wenn man sich nämlich mal die Mühe macht und die Zutatenlisten auf den Verpackungen im Supermarkt durchliest, wird man sich wundern, welche Produkte alle mit Zucker versetzt sind.

Fett ist geil
Gesättigte Fette sind für den menschlichen Körper wichtig. Mit großen Mengen an ungesättigten Fettsäuren kann er weniger anfangen. Ungesättigte Fettsäuren begünstigen außerdem allerlei entzündliche Vorgänge im Körper. Daher gilt: Zum Braten am besten Schmalz, Talg, natives Kokosöl oder Ghee benutzen. Für kalte Speisen eignet sich natives Olivenöl. Die 1-Liter-Plastikflasche uringelbes Rapsöl kannst Du getrost entsorgen.

Support your local dealer!
Bei Fleisch und Fisch gilt: Wenn es euer Geldbeutel erlaubt, tut euch und der Umwelt etwas Gutes und kauft qualitativ hochwertiges Fleisch! Weidefleisch, bei dem die Tiere nur mit Gras gefüttert werden und das Jahr über an der frischen Luft verbracht haben, eignet sich gut. Es ist frei von Antibiotika und auch nicht mit genmanipulierten Futterstoffen belastet. Am besten ist es natürlich, einen Bauern oder Metzger des Vertrauens zu haben, von dem man genau weiß, womit die Tiere gefüttert und wie sie gehalten worden sind. Man findet ihn/sie auf Wochenmärkten, in Online-Shops oder in den Neuland-Metzgereien. Bei Fisch und Schalentieren sollte man darauf achten, dass sie aus Wildfang stammen. Einen Anhaltspunkt bietet das MSC-Siegel. Ansonsten sind die Hersteller verpflichtet, auf der Verpackung den Ursprung des Tieres abzudrucken. Finger weg von Aquakultur!

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Milky Way
Bei Milchprodukten scheiden sich die Geister, manche tolerieren sie, andere lassen sie konsequent weg. Auch hier gilt: Je unverarbeiteter, umso besser! Lange gereifter Rohmilchkäse ist eine tolle Vitamin-K-Quelle. Selbstgemachter Milchkefir aus Rohweidemilch ist ein Immunbooster und ein gutes Probiotikum für die Darmflora. Und auch hier gilt: Qualität (lokale Bauern) vor Quantität (Supermarkt-H-Milch).

If you can't read it, don't eat it!
Hast Du schon mal von der Kampagne: „If you can't read it, don't eat it!" gehört? Das fasst es ziemlich gut zusammen. Zusatzstoffe, Chemikalien und sonstige Substanzen haben im Essen nichts verloren! Für unseren Körper springt dabei nichts Gutes heraus. Paleo heißt nicht umsonst: So natürlich und unverarbeitet wie möglich. Wenn Du also Zutaten auf einer Liste nicht kennst, nicht aussprechen kannst oder sie Dir komisch oder ungesund vorkommen, verzichte lieber darauf.

Mimimimimi
Schon klar: Ohne Pizza ist doof. Und was ist, wenn ich Lust auf Kuchen bekomme? Das ist alles kein Problem: Solche Gerichte lassen sich auch Paleo-Konform herstellen. Das kannst Du Dir also auch ab und an mal gönnen. Du solltest Dir dabei nur der Tatsache bewusst sein, dass dies zur Ausnahme gehören sollte. Es geht darum, seine Gewohnheiten dauerhaft zu ändern. Für den Verwandtschaftsbesuch oder den Filmeabend mit Freunden sind solche Ersatzprodukte aber hervorragend geeignet.

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Höre auf Deinen Körper!
Nachdem Du Dich nun durch eine ganze Liste an Verboten und Regeln kämpfen musstest, stellt sich dir bestimmt die Frage: „Warum das alles?" Warum sich einschränken? Die Antwort ist denkbar einfach: Für Gesundheit und Wohlbefinden. Und diese Devise sollte auch den Mittelpunkt von Paleo bilden: Höre auf Deinen Körper! Er sagt Dir ziemlich schnell, ob er bestimmte Lebensmittel verträgt oder nicht. Zum Einstieg in die Paleo-Ernährung bietet sich das sogenannte whole30-Progamm an. Schon kurze Zeit nach dem Weglassen aller schädlichen Lebensmittel wirst Du merken, dass sich Dein Körper verändert. Du wirst fitter und fühlst Dich im Allgemeinen wohler. Chronische Krankheiten werden besser. Wenn Du nun anfängst, bestimmte Lebensmittel wieder einzuführen, wirst Du merken, ob sie Dir bekommen oder nicht. Und das ist und bleibt, allen Regeln zum Trotz, natürlich das Wichtigste! Ach ja, und der Glaube versetzt Berge (böse Anm. d. red). Svenja hat auch einen tollen Paleo Food Blog. Fotos: Svenja Trierscheid