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Fast Food

Ich weiß, ich sollte Fast Food hassen. Aber ich kann nicht!

Ich mag Grünkohl und zerdrückte Avocado auf Toast genauso gerne wie jeder andere Gen Y-er, aber manchmal möchte man – nein, braucht man – einen Burger, egal wie eklig und unmoralisch das sein mag.

Ich weiß nicht, ob ich Fast Food noch mehr lieben könnte, als ich es ohnehin schon tue.

Ein Burger mit aufgeweichten Zwiebeln in einer fettigen, braunen Papiertüte; knusprige, würzige Hühnerschenkel; in Butter gebadete Maiskolben; Brötchen, aus denen die Mayonnaise und die Barbecue-Sauce tropft. Mmhhhhh, ich will sie alle.

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Ich liebe Fast Food.

Es geht nicht einmal darum, mit Essen meiner Seele etwas Gutes zu tun oder mich zu trösten. Wenn ich das wollte, würde ich Kekse essen. Un wenn es ganz hart kommt, würde ich Kekse mit Nutella beschmieren. Und wenn gar nichts mehr geht, dann würde ich im Bett liegen und Nutella oder Erdnussbutter direkt aus dem Glas löffeln und mit schokoladenverschmierten Backen leise vor mich hin winseln. Wenn ich einen solchen Tiefpunkt erlebe, sind Brotkrümel im Bett in Ordnung.

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Wenn man Burger isst, geht es nicht darum, gebrochene Herzen zu heilen: Sie sind einfach pure, kohlenhydratige, transfettige Freude. Das goldgelbe McDonalds-M mag für dich für kapitalistische Völlerei stehen, für mich ist jeder Besuch wie wenn ich zu sauberen Klamotten und frischem Wasser nach Hause komme, nachdem ich eine Woche lang auf einem Festival im Matsch gestanden bin und mich von Cidre und MDMA ernährt habe—a.k.a. das Paradies.

Ich gebe meiner Kindheit die Schuld. Mit acht Jahren saß ich auf der Kühlerhaube des Autos meines Vaters und stritt mich mit meinen Schwestern darum, wer den letzten Chicken Wing in der Box bekam. Wir fuchtelten einander mit den abgenagten Knochen vor dem Gesicht herum als wären wir Game of Thrones-Statisten, die in der ach so wohlverdienten Enthäutungsszene nicht mitmachen durften.

Dann kamen die pheromonlastigen Tage, als ich mit Jungs im Auto saß und mit aller Gewalt versuchte, es verführerisch aussehen zu lassen, wenn ich an meinem Erdbeer-Milchshake nuckelte, weil Kelis das auch so gemacht hat. Darauf folgten drei Jahre, in denen ich nach nur zwei Stunden Schlaf in die Vorlesung ging mit dem Wissen, dass das Einzige, was mich dazu bringt, mich auf die Uni zu schleppen, Pommes mit klebrigem, geschmolzenen Käse und Knoblauchmayo waren. Oh ja, der prägende Geschmack so vieler Küsse um drei Uhr früh, die ich früher oder später bereute.

Auf einer Schulreise nach Paris verärgerte ich meine Lehrer wegen Fast Food. Sie wollten Schnecken und frittierte Frösche essen, während ich es absolut unerlässlich fand, der McDonald's-Filiale bei der Sacré-Cœur um die Ecke einen Besuch abzustatten.

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Auch ein Wochenende in Barcelona bei 35 Grad war von Pilgerreisen zu Burger King geprägt, bei denen ich verschwitzt und schwach so langsam wie möglich an den Pommes nibbelte, damit ich so lange wie möglich in den verlässlichen Genuss der Klimaanlage kam. Am Flughafen von Abu Dhabi, während ich gerade auf einen Anschlussflug wartete und nachdem ich in Indien zwei Wochen lang jeden Tag nichts anderes als Curry zum Frühstück, zu Mittag und zu Abend gegessen hatte, lief ich sogar eine Rolltreppe die falsche Richtung hoch, als ich eine Fast Food-Kette erspähte. Eine friedliche Ruhe überkam mich mit jedem verwestlichten salzigen Pommes und jedem Bissen des 08/15-Weißbrots, während ich in eine wunderbare salz- und zuckerinduzierte Benommenheit abglitt.

Fairerweise muss ich sagen, dass ich nie wirklich eine Chance hatte, irgendeine Art von Willenskraft zu entwickeln, was Fast Food anbelangt. Meine Mutter ging mit mir mit 16 zu einem Kebab-Stand, weil ich das Fladenbrot mit den unidentifizierbaren braunen Fleischstücken, die von diesem rotierenden Elefantenbein heruntergeschnitten wurden, noch nie probiert hatte. Das war ein besonderer Moment—genau wie damals, als wir in der Pommesbude die Zeche prellten.

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Ich habe ihr viel zu verdanken. Nicht zuletzt das Wissen, dass die beste Henkersmahlzeit kein schickes Gericht wie Hummer, Kaviar oder Wagyu-Rindfleisch ist, sondern zwei Double Cheeseburger.

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Verurteile mich nicht.

Aber das tun die Leute, oder? Nichts stachelt die kalorienzählende, säftetrinkende, glutenfreie, fruitarische, sadomasochistische Fraktion so sehr an, wie wenn jemand fröhlich Kurs auf ein Fast Food-Restaurant nimmt und mit Fett, das von den Ellenbogen tropft, Essiggurken am Kinn und einer Portion Chicken Nuggets für später (sie schmecken auch kalt wunderbar—solltest du mal probieren) wieder herauskommt. Die rechtschaffenen Quinoa-Esser murmeln vernichtend: „Das ist eklig", als ob sie etwas Besseres wären. Sie werfen ihr mit Weizengras und Vitaminen revitalisiertes Haar zurück und sagen herablassend: „Ich habe da schon seit Jahren nicht mehr gegessen!" Dann stehlen sie entweder beschämt ein Pommes und nehmen mir einen Teil meines frittierten Kartoffelgenusses weg (ich teile nicht!), malen sich reuevoll schon ihre schuldbeladene Sühne aus, die entweder etwas mit dem Fitnessstudio oder mit Fasten zu tun hat. Dann rennen sie schnell auf die Toilette, um sich die Hände zu waschen und eilen nach Hause, um dort gedünsteten Brokkoli und ungesalzene Pistazien zu essen. Ihr Snobismus lässt in mir das Bedürfnis hochkommen, ihnen ein Chicken Wing und ein paar Zwiebelringe in ihre Rachen zu stopfen.

REZEPT: Perfekte Cheeseburger

Ich mag Grünkohl und zerdrückte Avocado auf Toast genauso gerne wie jeder andere Gen Y-er, aber manchmal reichen Grünzeug in Zitronensaft und ein paar Samen einfach nicht aus. Manchmal möchte man—nein, braucht man—einen Burger, egal wie „eklig" das für manche sein mag.

Klar, ich finde es natürlich auch nicht super, dass jeder Bissen ein Schlag ins Gesicht für meine Arterien ist. Zugegeben finde ich es schade. Ich gebe zu, dass es Wochenenden gibt, an denen ich mir ernsthaft Sorgen mache, dass, wenn man mich aufschneiden würde, ich aus einem Arm Ketchup und aus dem anderen Senf bluten würde.

Aber ich kann nicht damit aufhören. Ich will es gar nicht. Und du kannst mich nicht dazu zwingen.

Also halt den Mund und iss noch ein Pommes.