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Lebensmittelpolitik

Libanesisches Essen macht nicht immer glücklich

Die vielseitige Küche des Libanon bietet ein scheinbar endloses Angebot an Leckereien. In Städten wie Beirut oder Tripolis gibt es leider oft noch etwas gratis dazu, auf das wir eigentlich lieber verzichten würden: eine Lebensmittelvergiftung, die sich...
Photo via Flickr user sedap

Die extrem vielfältige Küche des Libanon bietet eine scheinbar endlose Auswahl an Leckereien, von kalten, erfrischenden Salaten wie Baba Ghanoush und Tabbouleh und knackigen, frisch frittieren Falafel mit nussigem Tahini bis hin zu klebrigen, honigsüßen Baklavas. In Städten wie Beirut oder Tripolis gibt es ganz oft noch etwas gratis dazu, auf das wir eigentlich lieber verzichten würden: eine Lebensmittelvergiftung, die sich gewaschen hat.

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Letzten November erschütterte ein nationaler Lebensmittelsicherheitsskandal den Libanon, nachdem das Gesundheitsministerium auf einen jahrelangen Anstieg der lebensmittelbedingten Krankheiten mit unangekündigten Inspektionen von Restaurants, Schlachthöfen, Supermärkten und Bauernhöfen reagierte. Die Ergebnisse waren schlimmer als erwartet. Daraufhin beschloss das Ministerium, die betroffenen Einrichtungen öffentlich an den Pranger zu stellen, um sie so in geschäftsfähige Form zu bringen oder dazu zu bewegen, die Finger ganz von der Lebensmittelindustrie zu lassen. Diesen Monat hielt der Gesundheitsminister Wael Abou Faour eine Pressekonferenz, um die Namen der mehr als 1.000 Einrichtungen zu verkünden, die positiv auf allerlei Unappetitliches wie Salmonellen, Spuren von Fäkalien oder ungeklärtes Abwasser getestet wurden. Auf der Liste stehen unter anderem Namen einiger der beliebtesten Ketten des Landes wie der Luxussupermarkt Spinneys und TSC Mega, aber auch Straßenstände und Cafés.

„Ich hoffe, wir legen die Grundlage für ständiges Verfahren der Lebensmittelsicherheit in diesem Land", sagte Faour damals.

Verunreinigtes und abgelaufenes Essen wird aber weiterhin in libanesischen Lokalen serviert und zwar mit einer Häufigkeit, die für die Gäste unangenehm—vor allem aber potentiell tödlich—ist. Vergangenen Monat musste ein Labneh-Hersteller im Norden des Landes schließen, weil er die Sicherheitsinspektionen nicht bestand. Letzten Samstag mussten 15 Studenten der Abi Samra Fachschule in Tripolis ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem sie kaak, mit Käse gefülltes Brot, gegessen hatten. Das Gesundheitsministerium testete die Käsefüllung und entdeckten eine 16 Mal größere Menge an Staphylococcus aureus-Bakterien, als die erlaubte Maximalmenge sowie Spuren von Kolibakterien, die in Fäkalien vorkommen und normalerweise ins Essen gelangen, wenn der Koch die Hände nicht wäscht. Laut dem libanesischen Daily Star wurden zwei der 15 Studenten sogar in einem kritischen Zustand eingeliefert. Die Cafeteria sowie die Bäckerei, von der das kaak stammte, wurden seither von der Regierung geschlossen.

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Unklarheit soll der Hauptgrund für Libanons Probleme mit der Lebensmittelsicherheit sein. Laut eines Artikels des Middle East Eye gibt es „kein bestimmendes Lebensmittelsicherheitsgesetz im Libanon und wenn es darum geht, was auch rechtlicher Sicht von Restaurants oder Supermärkten verlangt wird, wird alles ein bisschen schwammig."

Aufgrund der fehlenden klaren Bestimmungen und Regierungskontrolle sagen Restaurantbesitzer, sie regulieren ihr Handeln im Bereich der Lebensmittelsicherheit seit Jahren selbst. Restaurants, die über die richtigen Gerätschaften und das richtige Wissen verfügen, können die Hygienestandards ihres Essens aufrechterhalten; andere können sich jedoch nicht so glücklich schätzen, sagt Walid Hayek, der Leiter der Gewerkschaft für Restaurant-, Café-, Club- und Bäckereibesitzer im Libanon.

„Es gibt drei verschiedene Arten von Restaurants in diesem Sektor", sagte Hayek zum Middle East Eye. „Die, die intern schon vor langer Zeit Lebensmittelsicherheitsstandards eingeführt haben; die, die gute Absichten, aber zu wenig Know-How haben, und die, die einfach nur schlecht sind."

Trotz der öffentlichen Anprangerung durch das Gesundheitsministerium müssen die Gesetzesänderungen erst noch in Kraft treten. Nach einiger Verzögerung akzeptierte das Parlament im Januar einen Entwurf eines neuen Lebensmittelsicherheitsgesetzes, aber bisher wurde noch nicht verkündet, wann das neue Gesetz wirksam wird. Einige Restaurantbesitzer haben sich darüber beschwert, dass die neuen Hygienevorschriften, für die das Gesundheitsministerium, das Wirtschafts- und das Landwirtschaftsministerium zuständig sind, schlichtweg zu kompliziert sind.

„Grundsätzlich befürworte ich die Bemühungen, aber es wäre logisch, wenn wir es mit einem Teil der Regierung zu tun hätten, anstatt mit drei oder vier verschiedenen Behörden", sagte Mahmud, ein Restaurantbesitzer in der dritten Generation, der seinen echten Namen nicht angeben wollte, zum Middle East Eye.