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Forschung

Das massenhafte Töten von männlichen Küken könnte bald eine Ende haben

Eine deutsche Forscherin hat eine Methode entdeckt, mit der sie bereits vor dem Schlüpfen das Geschlecht eines heranwachsenden Hühner-Embryos feststellen kann. So könnte man Millionen von männlichen Küken, die von der Eierindustrie als nutzlos...
Photo via Flickr user John Loo

Eine deutsche Tierärztin und Forscherin hat eine Methode zur Geschlechtsbestimmung von Küken noch vor dem Schlüpfen entwickelt.

Eier sind schon lange ein Streitpunkt in der Welt der Tierschützer und in letzter Zeit auch Thema der Bewegung für ethischen und bewussten Lebensmittelkonsum. Obwohl Eier von Legehühnern essen nicht direkt unter Tiermord fällt, ist das Leiden nicht weit entfernt.

Mehr als die Hälfte der eierlegenden Hühner dieser Welt verbringen ihr Leben in Legebatterien: in Metallkäfigen, die gerade mal so viel Lebensraum wie ein Blatt Papier bieten. Hühner aus Legebatterien können sich nicht bewegen und auch kein natürliches Verhalten an den Tag legen. Regelmäßig wird ihnen auch der Schnabel entfernt, um Kannibalismus in den engen Zellen vorzubeugen.

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Wenn die Hühner keine Eier mehr legen können, werden sie getötet—noch Jahre bevor sie an einem natürlichen Tod sterben würden. Obwohl die Käfighaltung seit 2012 in der gesamten EU verboten ist, wurden die konventionellen Käfige vielerorts durch sogenannte ausgestaltete Käfige ersetzt, die mit einer Hühnerstange versehen sind und eine Möglichkeit zum Nisten bieten. Laut der RSPCA entsprechen aber auch diese Käfigen nicht den Bedürfnissen der Vögel.

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Jedes Jahr werden hunderte Millionen von nutzlosen männlichen Hühnern aussortiert. Und aussortiert heißt hier, sie ersticken oder werden am lebendigen Leib geschreddert. Tierschützer sagen, für jede eierlegende Henne, wird ein Babyhahn getötet.

Aber es gibt noch einen weiteren, weniger öffentlich diskutierten Aspekt der Eiererzeugung, bei dem auch der Griff zum Bioprodukt nicht hilft: Jedes Jahr werden hunderte Millionen von nutzlosen männlichen Hühnern aussortiert. Und aussortiert heißt hier, sie ersticken oder werden am lebendigen Leib zerkleinert.

Da kommmt die Erfinderin Dr. Krautwald-Junghanns ins Spiel. Sie hat eine bahnbrechende Methode zur Geschlechtsbestimmung von Hühnern entwickelt, die sich bereits im Embyronalstadium anwenden lässt. Durch eine sogenannte Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie können bestimmte Blutgefäße im Embryo gemessen werden, die Aufschluss darüber geben, welches Geschlecht das Küken haben wird. Das Ganze dauert ungefähr zehn Sekunden und kann bereits drei Tage, nachdem das Ei gelegt wurde, durchgeführt werden. In diesem Stadium ist das Zentralnervensystem des Embryos noch nicht aktiv, das heißt, das Tier empfindet keinen Schmerz, wenn das Ei zerstört wird.

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Für Andrew Dengue, den Besitzer und Küchenchef des vegetarischen Restaurants Vanilla Black in London, wäre dieses ethisch produzierte Produkt durchaus eine Option für sein Geschäft.

„Natürlich ist jedes System, mit dem das unnötige Schlachten von Tieren minimiert wird, ein Schritt nach vorne", sagt er und spekuliert im gleichen Zuge darüber, dass die Lebensmittelindustrie durch diesen Prozess enorm viel Zeit und Geld sparen könnte.

Der Kochbuchautor und vegetarische Koch Eddie Shepherd wäre ebenfalls daran interessiert, mit Eiern zu arbeiten, die mit Dr. Krautwald-Junghanns' Methode „hergestellt" werden.

„Wenn Eier durch diese Methode auf eine ethisch vertretbarere Art und Weise produziert werden können, werde ich meine Eier von jemandem beziehen, der diese Methode einsetzt", sagt er.

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Obwohl diese neue Produktionsmethode zwar ethischer sei, erklärt Reto Frei, Mitbegründer der veganen und vegetarischen Schweizer Restaurantkette Tibits, „wird dadurch nicht das Problem der Massenerzeugung gelöst. Und sie wird auch keine Veganer überzeugen, plötzlich doch Eier zu essen." Frei werde die Technologie jedoch im Auge behalten.

PETA stimmt ähnliche Töne wie Frei an und sagt gegenüber MUNCHIES: „Berichte, dass zahlreichen männlichen Küken die Grausamkeit, kurz nach der Geburt lebendig in Hochgeschwindigkeitsmahlwerke—weil sie keine Eier legen können und deshalb als weniger „profitabel" gelten—erspart bleiben könnte, würde von Tierschützern als Erfolg gefeiert werden, wäre da nicht die deprimierende Tatsache, dass das nur eines der zahlreichen dreckigen Geheimnisse der Eierindustrie ist."

Der Landwirtschaftsminister Christian Schmidt sagt, er wolle die neue Methode bis 2017 landesweit einsetzen und wünsche sich, dass Deutschland zu einem Pionier in der ethischen Produktion von Eiern in Europa wird. Forscher werden schon kommenden Monat mit der Entwicklung der notwendigen Technologie für die kommerzielle Umsetzung beginnen.