So sieht ein Food Truck eines Drei-Sterne-Restaurants aus
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung vom NoMad

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So sieht ein Food Truck eines Drei-Sterne-Restaurants aus

Funktionieren Food Truck und Foie Gras, Fine Dining und der Bürgersteig zusammen?

Nach ihrem Flug aus New York, etlichen stressigen Meetings, einem Rundgang durch die Hauser Wirth & Schimmel-Galerie in L.A. und trotz ihrer bevorstehenden Fahrt nach Palm Springs, sind Daniel Humm und Will Guidara immer noch absolut zuvorkommend und gastfreundlich.

Zu unserem Treffen bin ich spät dran, ich schreibe während der Fahrt wie wild noch ein paar Nachrichten mit etlichen Rechtschreibfehlern, um mich zu entschuldigen. Dass ich spät dran bin, scheint sie nicht zu stören, oder zumindest schaffen sie es, das durch ihre nette Art zu überspielen. Auf meinem Platz am Tisch steht schon ein Glas Grüner Veltiner für mich bereit. Sie strahlen mich an.

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Ich treffe mich mit den beiden, die schon für das NoMad und das Eleven Madison Park in Manhattan gefeiert wurden, um mich mit ihnen über ihr neuestes Projekt zu unterhalten, das sie beim Desert Trip Festival launchen. Doch dabei geht es nicht um Fine Dining und der Ort ist auch nicht gerade für ein Degustationsmenü geeignet. Es geht nämlich um einen Food Truck.

Der NoMad Truck ist damit das jüngste Mitglied der Make It Nice Restaurantgruppe und der Vorläufer für das erste NoMad Hotel und Restaurant in L.A., die für 2017 geplant sind.

Ihren Food Truck haben sie graublau angemalt und auf jegliche Deko außer dem NoMad-Logo verzichtet. Auf der Karte stehen vor allem Gerichte, die im Restaurant in New York beliebt sind, zum Beispiel ein Chicken-Burger mit Foie Gras und Trüffelmayo und einem super fluffigen Burgerbrötchen. Oder der „Humm Dog", bei dem das Würstchen in Bacon eingewickelt ist und mit Trüffel-Mayo und Sellerie-Relish in einem warmen getoasteten Brötchen liegt. Damit ist das hier locker der Food Truck mit dem größten Trüffelangebot in L.A.

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Der „Humm Dog" mit Bacon, Trüffel und Sellerie. Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von The NoMad

L.A. mithilfe eines Food Trucks zu erobern ist sicher eine ungewöhnliche Strategie des NoMad, bekannt für ausgefallene Kreationen wie das Grillhähnchen mit Foie Gras und Trüffel. Doch das NoMad ist nicht das einzige New Yorker Restaurant, das sich an die Westküste wagt, wie das The Cannibal und das Shake Shack beweisen, Gerüchten zufolge bald auch ein April Bloomfield Restaurant.

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Neuankömmlinge von außerhalb werden jedoch in L.A. nicht immer mit offenen Armen empfangen. Hier gibt es schließlich ein paar begnadete Köche und eigene Food Institutionen und darauf ist man stolz—es hat lange gedauert, bis die Szene in L.A. auch als einzigartig und auf einer Augenhöhe mit der in New York wahrgenommen wurde. Was kann es aus New York schon geben, das man in Los Angeles nicht hat?

Aber genau deshalb ist die Idee von Daniel und Will, das NoMad mit einem Food Truck zu launchen, sogut. So lernen sie L.A. kennen—und umgekehrt auch. Gleichzeitig können sie Gerichte weiter verändern, neu aufsetzen, bevor sie sich einen festen Laden, Personal und eine komplette Küche zulegen.

„Wir haben im letzten Jahr ziemlich viel Zeit hier verbracht", meint Will zwischen ein paar Schlucken Bier zu mir. „Wir haben nicht wirklich gearbeitet, aber die Stadt eben ein bisschen mehr kennengelernt. Wir sind umhergezogen, haben in vielen großartigen Läden gegessen, versucht die Leute kennenzulernen. Und auch deshalb machen wir einen Food Truck, wir suchen genau nach diesem Gemeinschaftsgefühl."

„Außerdem muss man sich auch immer an die Atmosphäre einer Stadt anpassen", meint Daniel weiter. „Wir glauben einfach, dass das Eleven Madison Park nirgendwo anders funktionieren würde, genauso wenig das NoMad, so wie es jetzt in New York ist. Das NoMad L.A. wird also ganz anders sein."

Doch nicht nur mit dem Food Truck tauchen die beiden tiefer in die Szene ein, sie arbeiten auch mit einigen der besten der Stadt zusammen: Jeden Monat kommt jemand anderes, den Anfang macht der Food-Truck-König Roy Choi mit seinem Chicken „Dumpling" Burger mit Garnelen, Chilis und Ingwer.

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Softeis mit Milch und Honig

Beim Desert Trip Festival wird klar, dass die beiden New Yorker den Vibe von Kalifornien schon voll in sich aufgenommen haben. Sie tragen NoMad-T-Shirts, Skinny-Jeans und Bandanas gegen den Wüstenstaub und verteilen ihre Burger und ihre Humm Dogs an die in langen Schlangen wartende Kundschaft.

An diesem Tag geht alles ein bisschen chaotisch zu, Will hat sogar seine Frau—Christina Tosi, die Gebäck-Queen der Momofuku Milk Bar, die sich unter einem großen Strohhut und einer Sonnenbrille versteckt—mitgebracht, um bei den Bestellungen zu helfen. „Sie würde es auch nicht anders machen wollen", meint er und lächelt trotz Stress. „Es ist eben Teamarbeit."

Während Daniel eine Ladung Humm Dogs und Chicken Burger vorbereitet, erinnere ich mich an eine Frage, die ich ihm vor ein paar Tagen gestellt hatte: Kann es bei einem Food Truck dasselbe Aha-Erlebnis geben, wie beim Fine Dining?

Ja, meint Daniel. Beim Fine Dining entsteht oft so ein Gefühl, das etwas aus dem Rest heraussticht, etwas Unerwartetes, eine Überraschung. Und bei einem Food Truck kann es eben eine andere Art der Überraschung geben, zum Beispiel wenn man einen unerwartet dekadenten Chicken Burger mit Foie Gras und Trüffel-Mayo bekommt.

Als ich so in diesen köstlichen Burger reinbeiße, dämmert mir, dass er Recht haben könnte.