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Forschung

Wissenschaftler wollen deine Kartoffelchips in Garnelenschalen packen

Eine neue, nachhaltige Art der Lebensmittelverpackung basiert auf einer überraschenden Substanz, von der es mehr als genug gibt. Die Lösung des globalen Plastikdilemmas?

Wenn du eine Packung gefrorene Garnelen kaufst, stehen die Chancen relativ gut, dass sie bereits geschält sind. Das hat natürlich den Vorteil, dass du dein Abendessen im Nu kochen kannst, eine leckere Garnelenbrühe kannst du daraus aber leider nicht machen. Vorgeschälte Garnelen, die roh oder gefroren erhältlich sind, findet man in jedem Supermarkt. Und all die kleinen, dünnen Schalen summieren sich: Jedes Jahr produziert die Meeresfrüchteindustrie tonnenweise Garnelen, Krabben und Krebsen.

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Anstatt diesen schwindelerregenden Schalenhaufen wegzuschmeißen, verwendet eine Gruppe von Forschern der Universität Baskenland in Spanien die Schalen, um eine neue Art der Lebensmittelverpackung herzustellen, von der die Forscher hoffen, sie könne eines Tages Plastikverpackungen und Behälter aus unnachhaltigem Petroleum ersetzen, die unsere Ozeane und Erde zumüllen.

Die Wissenschaftler haben bereits mit Chitosan experimentiert—eine Komponente der Schalen, als angebliche Fettblocker von Diäthaltern als Nahrungsergänzung sehr beliebt ist—als Verpackung für konservierte Lebensmittel. Der Leiter der Gruppe, Itsaso Leceta, verwendete sie für Babykarotten und fand dabei heraus, dass das Material aus Chitosan das Gemüse genauso frisch hält wie Plastikverpackungen. Plastik schützt Lebensmittel vor Mikroben und interessanterweise ist das bei chitosanbasierten Verpackungen auch der Fall: Die Substanz ist natürlich antimikrobiell und antibakteriell. In der Landwirtschaft wird sie derzeit eingesetzt, um Pilzinfektionen bei Pflanzen zu bekämpfen, in der Weinherstellung um verdorbenem Wein vorzubeugen und manchmal wird es sogar in Pflaster gespritzt, um die Heilung von Schnittwunden und Kratzern zu beschleunigen.

„Chitosan hat antimikrobielle Eigenschaften und ist somit überaus geeignet für die Verwendung in der Lebensmittelindustrie, weil es die Mikroben reduziert", sagte Leceta zu Science Daily.

Leceta merkte an, dass es dringend notwendig ist, einen Ersatz für Kunststoffverpackungen zu finden. Lebensmittelbehälter und -verpackungen—von denen der Großteil aus Plastik hergestellt wird—sind der Hauptbestandteil des Hausmülls, der nicht nur unsere Mülldeponien überquellen lässt, sondern auch unsere Ozeane verunreinigt, wo das Plastik Seevögel, Wale, Schildkröten und andere Meerestiere tötet; die Schadstoffe können außerdem auch von den Fischen aufgenommen werden und landen schlussendlich wieder auf den Tellern der Verursacher, der Menschen, die diese Fische essen. Plastik, genau wie der Treibstoff in unseren Autos, ist komplett unnachhaltig. Es wird aus Petroleum hergestellt, das derzeit rapide dahinschwindet.

Nicht nur Lecetas Team arbeitet an chitosanbasiertem Verpackungsmaterial. Letzten März verkündete das Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering der Harvard University die Absicht, diese Technologie zu erforschen. Wissenschaftler des Instituts sagte, Chitosan wäre derzeit „das organische Material mit dem zweitgrößten Überschuss der Erde". Es wird nicht nur von Garnelen und Krabben gewonnen, sondern auch von Ruderfußkrebsen, planktongroßen Schalentieren, von denen man schätzt, dass sie jedes Jahr mehrere Milliarden Tonnen Chitosan produzieren. Die Forscher von Harvard stellten Becher und Essensbehälter aus dem chitosanbasierten Material her und schlugen vor, das Material könne möglicherweise für die Herstellung von Mülltüten, Einkaufstüten und Windeln verwendet werden—drei der größten Übeltäter, wenn es um die Verschmutzung von Land und Wasser geht.

So groß der Überschuss an Chitosan und so vielversprechend Laborversionen von Lebensmittelverpackungen aus diesem Material auch sein mögen—es könnte noch dauern, bis die Marke deiner Lieblingschips auf die meeresfrüchtebasierten Verpackungen umsteigt. „Es bedarf noch weiterer Forschung."

Eine gute Nachricht gibt es für all jene, die gegen Meeresfrüchte allergisch sind: Die allergenen Stoffe verstecken sich nicht in der Schale, sondern in den Muskeln der Krustentiere und somit ist das Verpackungsmaterial für Allergiker unbedenklich. Wie sich jedoch die koschere Gemeinschaft in Anbetracht dieser möglicherweise bevorstehenden Änderung, ihr Essen zukünftig aus Garnelentupperware zu essen, fühlt, ist noch nicht bekannt.