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Holz

Dieser Parmesan ist aus den leckersten Holzspänen gemacht

Nur weil Parmesan draufsteht, ist auch nicht immer Parmesan drin. In den USA streut man sich gerne eine wilde Mischung aus Holzspänen und Billig-Käse über die Pasta.

Als die Beamten von der amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA einem anonymen Tipp gefolgt sind und eine Käsefabrik mitten im tiefsten Pennsylvania auseinander genommen haben, wussten sie noch nicht, dass das ihnen der wohl größte Käseskandal der letzten Jahre bevorstehen würde.

Wie sich herausstellte, hat der kleine Familienbetrieb Castle Cheese Inc. in Slippery Rock nach Angaben der Beamten bei ihrem „original" Parmesan ein bisschen mit Ersatzstoffen, wie zum Beispiel Zellstoff, experimentiert. Wie es im Bericht der FDA heißt, „wurde im gesamten Herstellungsprozess kein Parmesan verwendet". Stattdessen war der Parmesan von Castle eine wilde Mischung aus Cellulose,hellem Cheddar, Schweizer Käse und Mozzarella.Der Fake-Parmesan sollte bei großen amerikanischen Supermarktketten verkauft werden. Die Tochter des Unternehmensgründers, Michelle Myrter, wird noch diesen Monat vor Gericht auf schuldig plädieren. Ihr droht eine Strafe von 100.000 Dollar und ein Jahr Haft.

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John Umhoefer, Geschäftsführer des Verbandes der Käsehersteller in Wisconsin, erklärt, dass die die Ermittlungen der FDA notwendig waren, um endlich Veränderungen in der Käseindustrie herbeizuführen. Zwar bestimmt die FDA, welche Produkte sich zum Beispiel Parmesan nennen dürfen, allerdings gibt es keine Art geschützte Herkunftsbezeichnung wie zum Beispiel für den Champagner in Frankreich. Die Käsestandards wurden in den 50ern eingeführt, um wenigstens ein bisschen Einheitlichkeit in der Industrie zu gewährleisten.

Wie Bloomberg Business berichtet, trifft der Etikettenschwindel aber auch andere Käsehersteller. Bloomberg hat ein unabhängiges Labor rangezogen, um dem Käse sozusagen auf den Grund zu gehen: Verschiedene geriebene Hartkäsesorten der billigeren Eigenmarken der großen amerikanischen Supermärkte, unter anderem von Wal-Mart, haben die Cellulose-Grenzwerte überschritten. Zwei Käsesorten bestanden zu circa acht Prozent aus Cellulose, obwohl auf ihren Verpackungen „100 % Parmesan" draufstand. Die beschuldigten Supermarktketten zweifelten die Glaubwürdigkeit von Bloombergs Untersuchungen an und verteidigten ihre Produkte.

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Das Parmigiano Reggiano Consortium, ein Branchenverband aus Rom, der in Italien Käse, der unter diesem Namen verkauft wird, auf seine Echtheit prüft, ist über das Käsedebakel in den USA wenig erfreut. Sie baten sogar die EU um Hilfe, um einheimische Hersteller vor US-Firmen zu schützen, die auf ihren Verpackungen mit dem Namen und der italienischen Flagge werben. Für sie ist dieses Vorgehen eine „Täuschung".

Egal was, ob Täuschung oder Betrug: Wahrscheinlich streuen sich die Amerikaner einfach gern Holzspäne über ihre Pasta.