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Pizza

Italiener verlangen eine Lizenz für Pizzabäcker

Ein italienischer Verband für Pizzabäcker versucht europäische Regierungen dazu zu bringen, dass angehende Pizzabäcker hunderte von Kursen belegen und eine Lizenz bekommen müssen, bevor sie ihren Beruf ausüben dürfen.
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Foto von Garrett Ziegler via Flickr

Es wurde ja schon allerhand Schindluder mit Pizza getrieben: Man denke nur an den Pizzaburger, oder die Pizza mit Hotdog-Kruste bei Pizza Hut. Von den ganzen frankensteinartigen Pizzamutationen, die auf Pinterest herumschwirren, fang ich gar nicht erst an.

Wenn ihr das alles ein bisschen frevelhaft oder zumindest unkonventionell findet, stellt euch mal vor, wie es dem italienischen Pizzabäcker-Verband (Associazione Maestri d'Arte Ristoratori e Pizzaioli, oder AMAR) dabei ergehen muss.

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Laut der italienischen Nachrichtenseite The Local drängt AMAR die italienische Regierung fieberhaft dazu, das Pizzagewerbe zu regulieren und zwar dahingehend, dass Köche einen speziellen, sehr umfangreichen Kurs belegen müssen, um eine Lizenz zu bekommen, die es ihnen dann erlaubt, Pizzas zu backen und verkaufen.

Schon seit Jahren reagiert die Regierung darauf eher mit einem Augenrollen, was dazu geführt hat, dass der Verband seinen Vorschlag in anderen europäischen Ländern vorbringt in der Hoffnung, dass der Vorschlag dort umgesetzt wird. Bisher gab es bereits Gesetzesvorschläge, die im Parlament diskutiert wurden, aber nie verabschiedet wurden.

Im Entwurf stand: „Die Zubereitung von Pizza ist eine Kunst, die über mehrere Jahrhunderte weitergegeben wurde. Italien ist dafür verantwortlich, dass die Qualität seiner traditionellen Speisen erhalten wird und sollte deshalb durch eine europäische Pizzabäcker-Lizenz eine namentliche Liste einführen."

Der Präsident von AMAR, Enzo Prete, hofft, dass Italien unter Druck gesetzt wird, wenn andere Länder den Vorschlag durchsetzen. Prete sagte gegenüber The Local: „Wir sind bereits mit einem Land im Gespräch, aber ich kann momentan nicht sagen, mit welchem."

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Was würde diese Lizenz eigentlich beinhalten? Anscheinend einen minimum 120-stündigen Kurs, der sich aus 70 Stunden Pizzabacken, 20 Stunden Lebensmittelwissenschaft, 20 Stunden Hygiene- und Lebensmittelsicherheit und 20 Stunden Fremdsprachenunterricht zusammensetzt.

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„Das liegt auch im Interesse des Konsumenten: Ich möchte keine Pizza von jemandem essen, der keine Ahnung hat, was er eigentlich macht", sagt Prete.

Das Positive an der Richtlinie wäre, dass man auch außerhalb Italiens ein „authentisches" Stück Margherita bekommen würde und sich trotzdem sicher sein könnte, dass es nach den Vorstellungen der perfektionistischen Italiener gebacken wurde. Ganz einfach wäre die Umsetzung dieser Lizenz in der Realität jedoch nicht. Und bereits existierende Pizzabäcker wären mit Sicherheit angepisst, dass sie plötzlich einen zeitintensiven Kurs belegen müssen, um zu lernen, wie man etwas zubereitet, das sie seit Jahren oder gar Jahrzehnten täglich machen.

Und dann gibt es natürlich die fieberhaften Puristen, die Pizzaöfen zum Preis eines Ferraris aus importierten neapolitanischen Ziegeln haben. Die könnten auch nicht allzu erfreut sein, dass sie sich Authentizität nicht mehr mit hunderttausende Euro teuren Öfen erkaufen können, sondern genau wie alle anderen den 120-Stunden-Kurs belegen müssen, um die perfekt knusprige Pizza zu backen. Andererseits stehen sie aber vielleicht auch auf diesen kulinarischen Kniefall.

Dann gibt es noch den Vorbehalt, dass die Bemühungen des Pizzabäcker-Verbands, die Authentizität der neapolitanischen Pizza zu gewährleisten, umsonst sein könnten, nachdem vor kurzem festgestellt wurde, dass historisch gesehen der Ursprung der Pizza gar nicht in Neapel sondern in Gaeta liegt.

Aber was soll's, wir sind alle nicht perfekt. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich hol mir ein 2-Euro-Pizzastück und ertränke es in Sriracha.