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Im Dreieck arrangiertes Essen macht deine Instagram-Posts beliebter

Laut einer aktuellen Studie sollen Gerichte, die in einem Dreieck mit nach oben zeigender Spitze arrangiert sind, am ästhetischsten wahrgenommen werden. Aber nicht nur das: Wie eine Speise angerichtet ist, kann einen Einfluss darauf haben, wie viel...

Ich bin ein ziemlich dreister Food-Fotograf, einer dieser nervenden Idioten, die schnell ein Foto von ihrem Salat machen, wenn die Mikrokräuter nach grünen Feenpflanzen aussehen oder wenn das Lamm so unglaublich zart ist, dass es einem Minifleischtrampolin gleicht.

Aber ich bin nicht der Einzige. Wir sind besessen davon, Fotos von unserem Essen zu machen. @ItsFoodPorn hat mehr als 1,3 Millionen Follower auf Twitter und tausende Tumblrs bilden endlose Ströme von Waffeln und Cupcakes und haben keinen anderen Zweck, alsdie kulinarische Darstellung.

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Letzte Woche stand ein Restaurant in Tel Aviv in den Nachrichten, das „Foodography"-Dinner abhält—Abende, die speziell dazu konzipiert wurden, um die Food-Fotografie-Wünsche zu befriedigen. Die Speisen werden auf „medienoptimierten Tellern" serviert und den Gästen wird gezeigt, wie sie das, was sie vor sich haben, am besten in Szene setzen können (idealerweise noch bevor das Essen kalt wird).

Gastronomie ist eine „Hochkunst" geworden und wir sind alle Hobby-Fotografen. Sag es nur nicht Charles Campion weiter.

Während das Instagrammen unseres Mittagessens schon fast zu einem Fetisch geworden ist, deuten am Montag veröffentlichte Forschungsergebnisse des Department of Experimental Psychology der University of Oxford darauf hin, dass nicht nur das Prahlen oder die generelle Aufregung, die wir beim Anblick eines saftiges Steaks verspüren, die treibende Kraft hinter unserem Food-Fotografie-Wahn sind.

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Die Studie, die vom Koch und Forscher Charles Michel durchgeführt und im Journal Food Quality and Preference veröffentlich wurde, zeigt, dass die Ausrichtung unseres Essens auf dem Teller „tatsächlich eine Rolle spielt" und einen Einfluss darauf nehmen kann, wie viel Wert wir unserem Essen zuschreiben.

Michel und sein Team arbeiteten mit dem Londoner Science Museum zusammen, um Öffentlichkeit mit Hilfe einer „internetbasierten Testmethode" zu befragen, um die „Wirkung" von Gerichten in verschiedenen Formen zu ermitteln. Dabei fanden sie heraus, dass es einen „eindeutigen Punkt oder Winkel" gibt, bei dem die Leute eine Präferenz für das, was vor ihnen liegt, zeigten.

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Eines der Beispielgerichte, die den Studienteilnehmern gezeigt wurden, bestand unter anderem aus drei eingelegten Zwiebeln, die ein Dreieck mit der Spitzen nach oben (also vom Speisenden weg) formten. Das Team fand heraus, dass ein solches Anrichten der Zwiebeln für den Großteil der Speisenden am ansprechendsten war, während Gerichte mit Elementen, die ein Dreieck mit der Spitze nach unten bildeten, „mit einer Bedrohung assoziiert" werden könnten.

Chef Alberto Landgraf's red onions, tapioca, sugar cane vinegar, peanut, and fermented cream. Photo by Rafael Facundo Pedro Santos.

Ein Gericht aus roten Zwiebeln, Tapioca und Erdnuss vom Koch Alberto Landgraf, das den Studienteilnehmern gezeigt wurde. Foto von Rafael Facundo Pedro Santos.

Am wichtigsten ist wahrscheinlich folgende Erkenntnis (zumindest für Gastronomen): Je ästhetisch ansprechender das Essen, desto mehr sind die Kunden bereit dafür auszugeben. Laut der Studie sind „die Leute bereit, bedeutend mehr für ein Gericht, das das Auge mehr anspricht, zu bezahlen".

„[Das Anrichten] ist so ein kleines Detail des Erlebnisses in einem Restaurant—etwas, über das die Leute nur selten nachdenken—, aber es spielt eine Rolle", erklärt Michel. „Anscheinend gelten viele Prinzipien der visuellen Ästhetik und der Kunstwahrnehmung auch, wenn es um Essen geht."

Während die Studie einen Einblick gewährt, was genau es ist, dass uns bei manchen Bildern in unserem Instragram-Feed das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, sagt Michel, die Studie solle auch einen Nutzen für Gastronomen bringen.

„Mein Ziel ist es, die Leute dazu zu bringen, darüber nachzudenken, wie sie etwas auf einem Teller anrichten, ihr Bewusstsein dafür zu schärfen", erklärt er.

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Das Anrichten des Essens in der Form eines Dreiecks mit der Spitze nach oben war für den Großteil der Speisenden am ansprechendsten, während Gerichte mit Elementen, die ein Dreieck mit Spitze nach unten bildeten, „mit einer Bedrohung assoziiert" werden könnten.

Eines der Bilder, die in der Studie verwendet wurden, ist die Spezialität von Alberto Landgraf, einem Michelin-Sternekoch im Epice in Sao Paulo und Co-Autor der Studie.

„Wie ich Schönheit wahrnehme, spiegelt sich darin wider, wie ich Essen auf meinem Teller präsentiere. Essen ist wunderschön. Ich glaube, Michelin-Sternerestaurants unterscheiden sich durch ihre Finesse", sagt Landgraf zu mir. „Egal, ob man einen Hotdog oder ein extrem teures Stück Fleisch anrichtet, man braucht dazu immer Finesse."

Keiner verkörpert die Kunst, einen Hotdog mit „Finesse" anzurichten, mehr als Jacques la Merde, der Instagram-Saboteur, der Gummi-Dinosaurier wie Neue Nordische Meisterwerke aussehen lässt.

Trotz der Parodien von la Merde ist Michel der Meinung, dass die Präsentation von Essen im Alltag oft keine Beachtung findet.

„Essen ist ein wichtiger Teil unseres täglichen Wohlbefindens und es wird nie genügend Aufmerksamkeit bekommen", sagt er, „besonders in den letzten Jahrzehnten, in denen wir die Mühe, die hinter der Kreation eines Gerichts steht, so wenig wertschätzen."

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Während das Aussehen zwar wichtig ist, bleibt Michels oberste Priorität immer der Geschmack.

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„Ich glaube daran, dass etwas durch den Geschmack erst lecker wird, und nicht durch das, was wir sehen", sagt er. „Aber die Präsentation (oder das Anrichten) ist das letzte Detail, mit dem wir alltägliche Schönheit anstreben können. Für Plato ist Schönheit auf physischer Ebene die Darstellung dessen, was wir auf psychologischer Ebene ‚Tugend' nennen."

Essen ist wunderschön. Ich glaube, Michelin-Sternerestaurants unterscheiden sich durch ihre Finesse.

Platonische Vergleiche mal beiseite, für Peter McGunnigle, Dozent im Bereich Hospitality Management an der Oxford Brookes-Universität und ehemaliger Koch, ging es bei Essen immer schon darum, mit den besten Zutaten zu kochen.

„Ich habe noch nie viel darüber nachgedacht, ob es irgendwie psychologisch bedingt ist, wie etwas angerichtet wird", sagt McGunnigle, der eine Catering-Schule besuchte, in der Fleisch mit Sauce serviert wurde, alles andere jedoch separat. „Als ich jedoch meinen Bachelorstudenten des Gastronomiemanagements etwas über Speisekarten-Design beibrachte, war ich mir natürlich der Theorie über den Blickverlauf, die der Konsumpsychologie entnommen wurde, bewusst. Sie besagt, dass es ein Standardmuster des Blickverlaufs gibt und dass Wirkung bestimmter Positionen die Speisenauswahl beeinflusst."

McGunnigle schreibt das derzeitige Interesse der Gastronomie am Anrichten von Speisen nicht unbedingt dem Streben nach Schönheit, sondern nach Profit zu.

„Speisekarten-Designer von Restaurantketten platzieren bestimmte Gerichte, mit denen das Restaurant besonders viel Gewinn erzielt, an ganz bestimmte Stellen, um die Einnahmen zu maximieren", sagt er. „Es wäre also plausibel, dieses Konzept auf das Anrichten der Speisen zu übertragen."

Fine Dining-Restaurants haben schon lange verstanden, dass sexy Essen Geld einbringt. Die Studie von Michel und seinem Team hat unser Verständnis, was auf einem Teller gut aussieht, einfach nur verstärkt, bis aufs kleinste Detail.

Nicht zuletzt ist durch diese Studie klar geworden, dass das Fotografieren und das Posten von ästhetischem Gemüse so bald kein Ende nehmen wird.

Wie auch? Essen sieht einfach so unglaublich schön aus.