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Restaurant Confessionals

Horrorgeschichten aus der Küche: Blut, Eiter und Verbrennungen

Die meisten Unfälle passieren ja bekanntlich im Haushalt. In Restaurantküchen geht es aber noch ein bisschen heftiger zur Sache, wie uns vier erfahrene Köche erzählen: „Ich hatte drei Wochen lang Verbrennungen und Eiterpusteln an den Lippen, die ein...

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Heute berichten Köche von den schrecklichsten Unfällen, die in ihren Küchen passiert sind.

Jeder kennt doch irgendjemanden (oder hat zumindest davon gehört), bei dem schon mal ein bisschen Haut in der Käsereibe hängen blieb oder der sich ein Stück seines Daumens beim Brotschneiden abgehackt hat. Die meisten Unfälle passieren eben im Haushalt. In Restaurantküchennehmen sie aber erschreckende Ausmaße an.

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Als ich eine Zeit lang in einer Küche gearbeitet habe, habe ich viele blutige und ziemlich unschöne Missgeschicke mitbekommen. Angefangen hat das aber alles schon in der Kochschule. Bereits in der ersten Stunde lief alles schief, was nur schiefgehen konnte: Eines der Mädchen behauptete, dass sie die Küchenmaschine locker bedienen kann, auch ohne Sicherheitsmaßnahmen, die nerven ja eh nur. Zwei Minuten später schoss das Blut aus ihren Fingern und sie schrie um Hilfe. Unser Lehrer stand völlig in Schockstarre mitten im Raum und glotzte auf ihre Fingerkuppen, die ja jetzt an den Klingen der Maschine klebten und nicht mehr an ihren Händen.

Ich wollte wissen, welche Horrorgeschichten andere erlebt haben, also bat ich vier erfahrene Restaurantgrößen, mir von ihren dümmsten und schrecklichsten Küchenunfällen und den Folgen zu erzählen.

Sander Lenselink hat jahrelang als Koch in den Niederlanden gearbeitet. An einem ziemlich stressigen Tag zog er sich Verbrennungen ersten Grades im Gesicht zu: „An diesem Freitagnachmittag war viel los. Wir hatten circa 80 Gäste. Ich wollte Gnocchi machen und hatte dafür einen großen Topf mit Wasser und Öl aufgesetzt. Dann wollte ich das Wasser abgießen, aber der Topf glitt mir aus der Hand und fiel ins Waschbecken. Das immer noch kochende Wasser spritzte hoch und direkt in mein Gesicht. Ich kann mich noch genau erinnern, wie das Wasser in Zeitlupe auf mich zukam." Weil aber so viel los war, hat er einfach weitergemacht, bis ein Kollege ihn zur Seite nahm. „Anscheinend war mein ganzes Gesicht mit Brandblasen übersät. Also haben wir die Wunden gesäubert und ich bin dann in die Notaufnahme gefahren, wo mir die Ärzte sagten, dass ich Verbrennungen ersten und zweiten Grades hatte. Ich wurde komplett bandagiert, ein bisschen wie in Der Englische Patient. Anderthalb Wochen konnte ich nicht zur Arbeit, aber zum Glück habe ich keine Narben davongetragen."

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Joost Brouwer arbeitete, bevor er seine eigene Cateringfirma hatte, ebenfalls jahrelang in der Küche. Am lebhaftesten erinnert er sich an die Tage, an denen etwas schief ging: „In einem der Restaurants haben wir wirklich schnell gekocht und viel improvisiert. Da fiel einem schon mal etwas runter, was dann auf dem Boden liegenblieb, wie das in einer Küche oft so ist. Eines Abends habe ich die Küche gewischt und bin dabei auf einer Muschel ausgerutscht. Dabei ist mein Bein irgendwie nach vorne geschnellt, sodass ich mein Knie an einem der Arbeitstische angeschlagen habe. Danach hat man bei mir das Patellaspitzensyndrom diagnostiziert, eine Entzündung am Übergang zwischen Kniescheibe und Schienbein. Ziemlich unangenehm, wenn du in deinem Job den ganzen Tag stehen musst."

Verbrennen und Ausrutschen stehen sicherlich ganz oben auf der Liste der häufigsten Küchenunfälle, aberauf magische Weise verschwundene Fingerkuppen sind immer noch die unangefochtene Nummer eins. Nennt mir einen Koch, der sich noch nie geschnitten hat! Joost erinnert sich schmerzhaft:„Ich hatte die schlechte Angewohnheit, mein Messer während des Schnippelns immer mal wieder an meiner Schürze abzuwischen. Eines Tages hatte ich aber vergessen, meine Schürze anzulegen und die Klinge ging durch den Stoff meiner Hose direkt in mein Bein. Noch am selben Tag habe ich mir geschworen, mein Messer in Zukunft anders zu säubern."

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Jordy Pottgens ist Restaurantleiter und auch ihm ist einmal ein übler Unfall passiert, als er Glas entsorgt hat:„Wir hatten diese neue handbetriebene Maschine, die Glas, wie zum Beispiel Bierflaschen, zerkleinert. Durch einen Hebel und einen Deckel blieb der Container immer geschlossen, sodass nicht überall Glas herumfliegt. Um das Glas zu zerkleinern, zog ich den Hebel herunter, aber irgendetwas lief schief und der Deckel sprang wieder auf. Auf einmal steckte meine Hand zwischen Deckel und Griff fest, wodurch die Kuppe meines Ringfingers abgesäbelt wurde. Wir waren die ersten, die die Maschine hatten und haben sie dann sofort entsorgt. Jetzt ermitteln Versicherungen und eine Firma für Arbeitsschutz. Aber das bringt mir meine verlorene Fingerkuppe auch nicht wieder zurück…"

Samuel Levie ist ursprünglich Koch und leitet jetzt eine Food-PR-Agentur. Als er in Restaurants gearbeitet hat, wurde er Zeuge einiger wagemutiger Stunts, die nie gut ausgingen. „Als ich 18 war, gab es einen Koch bei mir im Restaurant, der es liebte, zu trinken. Eines Abends machte er Karamell und war gerade mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag beschäftigt. Er gab mir einen Löffel zum Probieren, man sagt ja, dass man in der Küche alles abschmecken muss. Ich habe also gekostet, aber es war unglaublich heiß, fast noch kochend. Da Karamell bekanntlich ja sehr klebrig ist, habe ich mir so den ganzen Mund vom Gaumen bis zur Nase verbrannt. Mit den Verbrennungen bin ich drei Wochen lang herumgerannt. Außerdem hatte ich Eiterpusteln an den Lippen, die ein bisschen nach Karamell geschmeckt haben."

Später hat Samuel auch in einem Restaurant gearbeitet, wo es einen Koch gab, der sich irgendwie immer wieder beweisen wollte, ein zusätzlicher Risikofaktor in der Küche.„Einer der Köche meinte immer, er kann die Kroketten mit der bloßen Hand aus der Fritteuse fischen. An seinem letzten Arbeitstag wollte er uns das auch beweisen und tauchte seine Hände ins Fett. Ich glaube nicht, dass es viele Leute gibt, die ihre Hände ohne größere Schäden in heißes Öl tauchen können. Das sah echt nicht gut aus und der Typ musste sofort gehen, er ist nicht noch auf einen Drink nach Feierabend geblieben."

Küchenchef Peter Ian hatte erst kürzlich einen Koch in seinem Team, der sich gut einen Zentimeter seines Fingers abgeschnitten hatte. „Der Junge kam mit seiner blutenden Hand zu mir und meinte, er müsste mal zum Arzt, weil er die Küchenmaschine benutzt hatte. Und ja, wir haben eine blutige Fingerkuppe in der Maschine gefunden. Nach einer Woche stand er mit seinem Daumenstummel wieder in der Küche." Viele nehmen ihre Fingerreste auch in einer Tupperdose mit viel Eis mit ins Krankenhaus, in der Hoffnung, dass die Ärzte das irgendwie wieder annähen können.

Genug der Schreckensbeispiele. Passt auf euch auf und vergesst nicht: Wenn ihr mit heißem Fett, scharfen Messern oder Küchenmaschinen spielt, kann das nur schiefgehen.