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Lebensmittelverschwendung

Gebt den Schweinen wieder Essensreste

Täglich wird tonnenweise Essen weggeschmissen, über das sich Schweine saumäßig freuen würden. Aber eine EU-Verordnung verbietet die Verfütterung von Speiseresten an Schweine—zulasten der Umwelt.
Photo via USDA on Flickr

Egal ob in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder anderen europäischen Ländern: Schweinefleisch erfreut sich bei uns größter Beliebtheit— außer bei denjenigen, die aus religiösen Gründen kein Schwein essen. Die EU tut alles, damit die Schweine auch richtig gefüttert werden.

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche 2001 in Großbritannien wird europäischen Schweinen jedoch ziemlich eintöniges Futter vorgesetzt—zum Nachteil für Verbraucher und Bauern: Seitdem ist die Verfütterung von Speiseresten verboten, daher ernähren sich die grunzenden Tiere ausschließlich von Getreide und Sojabohnen. Das ist selbst für Schweine ein ziemlich langweiliger Fraß. Aber vor allem ist es umweltschädlich: Der Anbau des Futters verbraucht unglaublich viel Platz und den nimmt man sich nicht nur in Europa, sondern weltweit.

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Wie Science Daily berichtet, haben Forscher an der University of Cambridge untersucht, was passieren würde, wenn die EU das Verbot aufheben würde und den Schweinen wieder Speisereste füttert, die mithilfe neuer Technologien hitzebehandelt wurden. Das Ergebnis: So könnten insgesamt 20.000 km² Land anderweitig genutzt werden, darunter auch über 2.500 km² in Brasilien. Die Studie wurde diese Woche in der Zeitschrift Food Policy veröffentlicht.

Photo via Flickr user Nick Saltmarsh

Foto von Nick Saltmarsh via Flickr

Die Maul- und Klauenseuche brach 2001 aus, weil ein britischer Züchter illegal Speisereste an Schweine verfüttert hatte, die nicht zuvor vorschriftsmäßig hitzebehandelt worden waren. Mittlerweile gibt es aber neue Technologien aus dem ostasiatischen Raum, um durch Wärmebehandlung aus Speiseresten sicheres Schweinefutter zu machen.

Die Forscher aus Cambridge sagen, dass das EU-Verbot eine reflexartige Maßnahme war, die jetzt aber obsolet geworden ist. Selbst in den USA werden Speisereste verfüttert, allerdings unter strengen Auflagen. Auch in Asien wird Essen recycelt, um den Schweinen so eine kleine Gaumenfreude zu bereiten.

Wenn Speisereste im Schweinefutter wieder zugelassen werden, würden der Studie zufolge 21,5 Prozent weniger Landfläche für die EU-Schweineproduktion draufgehen. Vor allem aber könnte man so die Kosten für die Fütterung halbieren.

Schätzungsweise über 90 Millionen Tonnen Essen werden jährlich in EU-Ländern einfach weggeschmissen. In Japan hingegen werden über 35 Prozent der Essensabfälle zu Tierfutter recycelt. Fleisch von Schweinen, die dieses Futter bekommen haben, wird an der Fleischtheke sogar als besonderes „Öko-Schweinefleisch" verkauft.

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Der Leiter der Studie, Erasmus zu Ermgassen vom Fachbereich für Zoologie, erklärt: „Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche wurde ein und dieselbe Situation in verschiedenen Ländern unterschiedlich evaluiert und gehandhabt. In Ostasien hat man in vielen Ländern sichere Möglichkeiten für die Verwendung von Speiseresten als Schweinefutter entwickelt, dazu gehören auch strikte Gesetze und eine ständige Kontrolle. So kann man mit geringen Umweltauswirkungen Speisereste recyceln und günstiges Schweinefutter herstellen."

Dem Argument, dass Speisereste kein natürliches Futter für Schweine seien, entgegnet Erasmus zu Ermgassen: „Schweine sind Allesfresser. In der freien Natur würden sie alles fressen, was sie unter den Rüssel bekommen, ob Gemüse oderTierkadaver ist egal. Seitdem der Mensch sie domestiziert hat, also seit 10.000 Jahren, fressen sie Essensabfälle."

Also, ihr lieben Schweinchen: Rosige Zeiten könnten auf euch zukommen. Wenn sich die Meinung der Wissenschaftler durchsetzt, könntet ihr eure Schnauze bald wieder in leckeren Essensresten vergraben—viel besser als nur Sojabohnen und Getreide ohne alles.